Improvisieren ist wie Leben
Zur ersten musikalischen Plauderei des Musikfördervereins Allegro con Brio e.V. für Mitglieder und Förderer des Vereins, war Prof. Michael Kapsner als Gast eingeladen. In den Räumen der MLV Bad Endorf ließ uns Prof. Kapsner sehr anschaulich an seinem Leben als immer schon begeisterter Musiker und später auch Professor für Orgel und Orgelimprovisation teilhaben.
Aufgewachsen in Passau, war seine musikalische Entwicklung schon sehr früh von der katholischen Kirche als Trägerin und Förderin der Kultur geprägt. Gefördert wurde sein Talent durch seinen Musiklehrer am Gymnasium, der ihn mit 16 schon als Jungstudenten nach Wien empfahl. Über Stationen von Freiburg über Graz kam er dann als Professor für Orgel und Orgelimprovisation nach Weimar.
Nach seiner Emeritierung zog er in den Chiemgau, wo er dann Judith Trifellner kennenlernte, mit der er schon viele kompositorische und improvisatorische Projekte umsetzen konnte. Die Improvisation und der Tonsatz für die Komposition haben ihn sein Leben lang begleitet. Er betonte, dass für seinen Ansatz der Improvisation, die er als Blätter für einen Baumstamm (die Harmonik) bezeichnete, die Beherrschung des Handwerks der Musik als Grundlage entscheidend ist. Anschaulich erläuterte er dies am Flügel und zeigte uns, dass er selbst bei den kompliziertesten Tonfolgen nicht mehr denken muss, wenn die Grundidee klar ist. Improvisation ist wie Leben, man tut es einfach und denkt nicht darüber nach. Man lernt Musik wie eine Sprache und wenn man dann spricht, muss man nicht mehr über die Grammatik und die Vokabeln nachdenken, dies als Metapher für die Improvisation.
Beim Komponieren, seinem zweiten Steckenpferd, muss man das Leben festhalten, was oft zur Konstruktion führt. Als Beispiel nannte er das Emblem und den Hymnus, zwei Kompositionen die er für den Musikförderverein Allegro con brio e.V. Bad Endorf komponiert hat, über die musikalischen Motive BAD E und ACB. Wir durften uns auch ein Motiv wünschen, über das er dann im Stil eines Komponisten improvisierte. Er tat das mit der Forelle im Stile Franz Schuberts aber à la Kapsner - höchst imposant. Abschließend beschenkte er uns mit einer selbstkomponierten Invention im Stile Bachs über das Motiv BAD E.
Somit war die musikalische Plauderei eine wunderbare Feier des Lebendigen, was sich in der Musik und besonders auch im Musizieren ausdrückt. Wir danken Prof. Kapsner sehr für diesen lebendigen, persönlichen und beeindruckenden Einblick in seinen Musikkosmos und wünschen ihm und uns noch viele weitere bereichernde Musikprojekte.
T. Schelter